"Wahrheit ist innere Harmonie"

(W. Rathenau)

Entstanden im Oktober 2003, ein gutes halbes Jahr nach Ausbruch des Irak-Krieges.

Wie können Politiker, die so viel Elend in die Welt bringen, noch geradeaus blicken? Wie kann es sein, dass sie überhaupt noch jemanden anschauen können, ohne dass irgend etwas passiert? Irgend ein Zeichen. Die Lüge müsste aus ihren Augen schreien, für jedermann sichtbar.

Diese Fragen und Gedanken veranlassten mich, diesen Missstand auf den Punkt zu bringen, ihn auf Glas zu ritzen, in der Hoffnung, wenigstens einen Teil des Unaussprechlichen festhalten zu können. Ich gehe davon aus, dass der Mensch, wenn er nichts Böses im Sinn hat und mit sich selbst im Reinen ist, einen klaren Blick hat.

Ihm selbst und auch vor seinen Mitmenschen entgleitet seine Sichtweise nicht, der Blick wird in der Waage gehalten durch all sein Tun, Reden und Denken. Selbst kleine, alltägliche Notlügen können diesem Gleichgewicht nichts anhaben. Stimmen jedoch Tun und Reden mit dem Denken und Fühlen überhaupt nicht überein, so gerät dieses innere Gebäude ins Wanken. Sichtbar wird dies am Glasobjekt auf einfache Weise:

Stehe ich als Betrachter in der Mitte direkt davor, so wird das Auge sanft von den Händen gehalten, es befindet sich in der Waage, im Gleichgewicht. Gehe ich ein klein wenig nach links oder nach rechts, so befindet sich der Blick des gravierten Auges zwar nicht mehr genau in der Mitte, wird jedoch immer noch von den Händen gehalten. Entferne ich mich allerdings sehr weit von der Mitte, so entgleitet der Blick den bewahrenden Händen. Auge und Hände haben nichts mehr miteinander zu tun. Die Hände greifen ins Leere, der Blick verliert den Zusammenhang, den Halt, hängt leer in der Luft. Wahrheit und innere Harmonie bestehen nicht mehr als Einheit, ja sie haben auch als einzelner Wert gänzlich ihre Existenz verloren.

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